Béla Bartók

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*  25. März 1881

†  26. September 1945

von Hartmut Fladt

Essay

Bis etwa 1907 spiegelte das Werk Bartóks seine Verbindungen zur nationalen Emanzipationsbewegung Ungarns in musikalischen Sujets, im Tonfall, im Material und in der Faktur. Der Materialstand war durch die musikalische Moderne definiert, als deren führender Repräsentant – auch für Bartók – Richard Strauss galt, dessen symphonische Dichtungen er intensiv studierte und partiell für Klavier transkribierte. Dennoch dominierten nationalromantische Tendenzen aus Traditionen des 19. Jahrhunderts. Die Selbständigkeitsbestrebungen gegenüber der Habsburger-Herrschaft, die Angehörige verschiedenster gesellschaftlicher Gruppierungen unter einem vagen „Magyarentum“ scheinbar vereinigten, fanden ihren Niederschlag in der Fortsetzung von Prinzipien von Ferenc Erkel und Liszt (in dieser Phase noch eher oberflächlich rezipiert, noch nicht mit strukturell Zukunftweisendem wie etwa Verfahren symmetrischer Oktavteilung) sowie der volkstümlichen Kunstmusik (Lieder von meist adligen Dilettanten, dazu der Verbunkos/Csárdás, in der Regel von Zigeunern aufgeführt und daher fälschlich für authentische Zigeunermusik gehalten). Die symphonische Dichtung Kossuth (1903) war allerdings nicht allein „national“ orientiert, sondern knüpfte direkt an demokratische Traditionen der 48er-Revolution an; schon früh ausgeprägt ist hier Bartóks Neigung zur Groteske, zum Zerrbild: Die österreichische Hymne („Gott erhalte …“) wird verhöhnt, erscheint aber auch – in augmentierter Form – als Sinnbild unterdrückender Macht. Daß die ganz dem ...